PHILIPS Capella 673A
Das Bild oben zeigt das Chassis nach dem ersten Arbeitstag:
Reinigen, Inspektion, Prüfen aller beweglichen Teile (evtl. gangbar
machen), Skalenseil auflegen, ausgerissene Öse am Skalenhintergrund
reparieren, öffnen - reinigen und prüfen des UKW-Kästchens.
Dann werden die schaltungstechnischen Unterlagen (www.radiomuseum.org)
ausgedruckt,
um den Bedarf an zu ersetzenden Kondensatoren mit dem Lagerbestand abzugleichen.
2. Nun wissen wir, dass das
Chassis mechanisch in Ordnung und vollständig ist. Alles Weitere ist
Fleißarbeit.
Der nächste Abschnitt gilt den Folienkondensatoren.
An erster Stelle stehen die Koppelkondensatoren, zu denen hier auch der
Elko vor den Lautsprechern zählt. Weil defekte Koppelkondensatoren
schwere Schäden verursachen können, in diesem Fall auch an den
Lautsprechern, wurden diese hier ausnahmslos ersetzt. Das Bild links zeigt
den Nf- Teil
(2x EL86, ECC83 und EF86) und jede Menge Folienkondensatoren.
Weil dieses Gerät für den täglichen Gebrauch vorgesehen
ist, kann man sich eine messtechnische Überprüfung der Kondensatoren
auch sparen. Man ersetzt einfach alle. Einige Stichproben zeigten, dass
die Kapazitätswerte erwartungsgemäß auf das Zwei- bis Dreifache
des Sollwertes gestiegen waren (das Thema "tauschen oder nicht tauschen"
wird im Buch ausführlich behandelt). Das betrifft auch solche
Kondensatoren, die äußerlich unversehrt aussehen (s. kleines
Bild rechts). Das mittlere Bild zeigt ein Exemplar mit verflossener
Vergussmasse, wass eher als Normalfall vorgefunden wird.
Im Capella 763 sind einige Kondensatoren mit dem
Wert 27nF verbaut, die in der Normreihe nicht mehr zu finden sind. Man
wählt 22nF oder 33 nF oder mißt aus einer größeren
Menge den geeignetsten Wert aus. Wenn es wirklich darauf ankommt, behilft
man sich mit einer Pararellschaltung
(s. im Buch).
Den Ratio- Elko suchen wir vergeblich, dieser steckt
unter der Abschirmhaube des Ratio- Filters. Die Prüfung können
wir zurückstellen, weil man einen defekten Ratio- Elko auch hören
kann.
Nachdem die Folienkondensatoren wieder fit sind, wenden
wir uns dem Netzteil zu. Weil wir nicht wissen, wann das Gerät zuletzt
am Netz war, formieren wir erst die Siebelkos (eine einfache Methode
mit Verwendung eines unserer Prüflämpchen ist im Buch beschrieben).
Weil
in einer eisenlosen Endstufe die im Ausgangsübertrager integrierte
Netzdrossel fehlt, ist der Aufwand für die Siebung der Anodenspannung
etwas größer (4x 50mF).
Und nun endlich entdecken wir die Spuren eines Vorgängers:
Im Bereich der Siebung wurde ein vermutlich defektes Bauteil (die Entstödrossel)
entfernt. Dabei wurden die Siebwiderstände nicht dem Stromlaufplan
entsprechend angelötet. Für einen störungsfreien AM-
Betrieb bauen wir wieder eine Drosselspule ein. Die im Schaltplan mit S8
bezeichnete Drossel findet man auch in vielen anderen PHILIPS
Geräten. Sie wäre im Bedarfsfall leicht nachzubauen.
Weil der früher tätige Reparateur offensichtlich
mit der Spannungsversorgung nicht zufrieden war, messen wir jeden Siebelko
durch, bevor wir die Schaltung wieder in den Originalzustand versetzen.
Die Netzspannung wird schrittweise (unter Verwendung der Prüflampen
- s. im Buch) bis 230Volt angelegt, um eventuelle Kurzschlüsse
rechtzeitig aufzuspüren.
Weil sich nun doch noch ein früherer Eingriff offenbart,
führen wir nochmals eine Sichtkontrolle im Bereich der Röhrenfassungen
und sonstiger Anschlusspunkte durch. Es finden sich auch einige sehr dicht
beeinander liegende Lötstifte, die sich leicht beim Ziehen und Bewegen
einer Röhre berühren könnten. Wir justieren nach.
Das Bild links zeigt wieder den Bereich des Tonverstärkers im Chassis nach dem Austausch von ca. 20 Bauteilen. Das sieht einfach aus, aber der Ausbau eines tief im Chassis verbauten Bauteils kann dauern (und nerven). Nur ein Folienkondensator wurde nach sorgfältiger Prüfung belassen.
3. Das Chassis liegt nun am
Netz, Spannungen und Ströme sind im Grünen Bereich, der neue
Magische
Fächer leuchtet, es geht weiter:
Die Lautsprecher werden angeschlossen. Wenn wir den Anschluss
der 6 Drähte nicht sorgfältig dokumentiert hatten oder den Zettel
nicht mehr finden, wird es mühsam. Der Anschluss erfolgt über
Messchnüre mit Krokodilklemmen, weil die Bearbeitung des Gehäuses
noch bevorsteht (es sei darauf hingewiesen, dass der Lautstärkesteller
auf null stehen sollte, wenn die Lautsprecher nicht angeschlossen sind).
Nun sind sie es und wir drehen den Lautstärkesteller auf ungefähr
30%, bevor wir einschalten. Im Raum muss Ruhe herrschen, damit wir aus
den hoffentlich zu hörenden Tönen die richtigen Schlüsse
ziehen können.
Wenn wir nun mit den Klängen nicht zufrieden sind,
wackeln wir an den Röhren, klopfen an alle Bauteile auf der Oberseite
des Chassis, betätigen die Tastenkontakte und prüfen vor allem
die Lautssprecher. Schnell finden wir im vorliegenden Fall ein Kontaktproblem
an der UKW- Röhre und an der Mischröhre.
Wir werden die Stifte der Röhrenfassungen nochmals prüfen müssen
(s.
Hinweis weiter oben). Die Reinigung der vielen Tastenkontakte und der
Schleifkontakte des Drehkondensators hatten wir bis zur Inbetriebnahme
zurückgestellt, auch den Ratioelko im Bandfiltergehäuse dürfen
wir nicht vergessen.
Und dann stellt sich der Lohn der vielstündigen
Prozedur ein:
Die fünf permanentdynamischen Lautsprecher geben
auch bei großer Lautstärke einen brillanten, durch die vielen
Einstellmöglichkeiten anzupassenden Klang ab. Empfang auf allen Wellenbereichen.
Dank zweier Zf- Röhren eine außergewöhnlich gute Empfangsleistung
im Mittelwellenbereich, Sender an Sender, natürlich nur in den Abend-
und Nachtstunden. Auch der Kurzwellenbereich empfängt, trennt sehr
scharf, aber hier müssen wir noch eine Antenne anschließen.
Besondere Genugtuung auch für den Autor dieser Zeilen,
der den Klang der eisenlosen Endstufen von Philips bei sachgerechter Restauration
für (fast alles) überragend hält.
Aber wir sind noch nicht fertig, nur über den Berg.
Es folgen nun die vielen Kontaktprobleme und endlose Prüfungen, Einstellungen
und schließlich noch die Aufarbeitung des Gehäuses. Alle Kontakte
sind zugänglich, was deren Reinigung ermöglicht. Bei der ECC83
half etwas Kontaktfett (Paste 200 von CRAMOLIN).
Arbeitet eine Taste nicht sauber, so muss beachtet werden, dass nicht nur
die Arbeitskontakte der betreffenden Taste, sondern auch involvierte Ruhekontakte
anderer Bereichstasten als Störungsursache in Frage kommen.
Was der Restaurateur am meisten fürchtet: Probleme
im Zf-Verstärker, die einen Nachgleich erforderlich machen. Meistens
kommt man mit einem blauen Auge davon und kann ohne Messplatz nachstellen.
Das war auch hier der Fall, es war, wie so oft nur der Ratiofilter. Geübte
könnend den Nachgleich nach Gehör und Aussteuerungsanzeige durchführen.
Bevor man sich daran macht, prüft man aber andere mögliche Ursachen:
Kontakte oder eine neue Röhre.
z
Falls ein Versand erfolgen soll, sind wir immer noch
nicht fertig: Karton anpassen, Schaumstoff verwenden, s. Bild rechts.