Der ganz normale Wahnsinn: Wiederinbetriebnahme eines hochwertigen Gerätes und Vorbereitung für den täglichen Gebrauch.
Wie erklärt man einem glücklichen Besitzer(in)
und Benutzer(in), dass man auch das noch funktionierende Erbstück
einer gründlichen
(vielstündigen) Inspektion unterziehen
sollte, vor allem aus Gründen der Gerätesicherheit, wenn man
es wieder für den täglichen Gebrauch einsetzen möchte? Denn
nicht selten liest man auch: "hat ein paar Tage prima gespielt und ist
plötzlich stumm ..."). Auf mögliche Folgen wird im
Buch
hingewiesen.
Aus diesem Grund führe ich niemals bei Geräten
aus dem Haushalt elektrotechnischer Laien nur einzelne Reparaturen durch,
es gibt nur eine Generalüberholung, bei der vor allem auch vorbeugend
gewartet werden muss.
Gegenstand des folgenden Berichtes (ca. 10 DIN A4-Seiten)
ist ein solcher Fall, bei dem eigentlich nur ein bestimmter Fehler
(s. auf dem Zettel) gemeldet wurde.
Die Ausgangssituation:
Das Gerät wurde von einem Sammler
(GFGF- Mitglied)
erworben. Der Zustand war wie folgt auf einem Zettel (s. rechts)
an der Rückwand dokumentiert. Der äußere Erhaltungszustand
ist sehr gut. Also die besten Voraussetzungen für eine Wiederinbetriebnahme.
Inzwischen sind Jahre vergangen, in denen das Gerät nicht benutzt
wurde. Mit diesem Beitrag wird gezeigt, warum in einem solchen Fall mit
guten Voraussetzungen, trotzdem viele Stunden erforderlich sind, um einen
erneuten Einsatz des fast 50 Jahre alten Gerätes der Spitzenklasse
vorzubereiten.
Die Maßnahmen werden möglichst allgemeingültig
beschrieben und richten sich wie immer, an den noch weniger erfahrenen
Röhrenradiosammler. Die Maßnahmen und Empfehlungen werden hier
nur aufgezählt und kurz kommentiert, detaillierte Ausführungen
zu den einzelnen Schritten findet man im Buch
(Radios der 50er Jahre) bzw. in den Ergänzungen / Detaillierungen
dazu. Es werden nur die Dinge etwas ausführlicher beschrieben, die
hier erstmals im Detail zu finden sind.
Ein erster Blick:
Ausbau und weitere Reinigung des Chassis
Der
Ausbau des Chassis geht nach Lösen der üblichen vier Schrauben
problemlos vor sich. Die Vorsicht bezüglich der großen Glasskala
erweist sich als unnötig, die Skala ist aus Kunststoff. Dafür
muss auf den am Kabel hängenden Ferritstab geachtet werden, das Material
bricht leicht. Das Bild oben zeigt das vollständig gereingte Chassis.
Ein Foto hat auch den Vorteil, dass man die Bereiche gut erkennt, die man
bei der Reinigung übersehen hat (hier unter dem UKW- Kästchen).
Auch wem das Aussehen des Chassis weniger wichtig ist, der sollte aus hygenischen
Gründen sorgsam reinigen. Alter Staub ist nicht immer harmlos. Die
Reinigungsarbeiten (z. Bsp. den Skalenhintergrund betreffend) und
eventuelle Komplikationen sind im Buch ausführlich beschrieben.
Die Mechanik wird einer ersten Prüfung unterzogen. Eventuelle Probleme mit der Seilführung, den Tasten oder den Antrieben werden jetzt behoben. Bei diesem Gerät gab es kaum Mängel. Die Prüfung der Funktion des Stationsselektors wird jedoch auf später verschoben, wenn das Gerät in Betrieb ist. Ebenso die Prüfung der Bowdenzüge für die Bandbreiteumschaltung (s. im Bild links), die hier mit einem Potientiometer (ganz rechts) des Wuschklangregisters, wie üblich gemeinsam mit der Höheneinstellung betätigt werden. Grundsätzlich gilt folgendes: Wer sich zutraut, am Chassis unter Spannung zu arbeiten, verschiebt manche Prüfungen auf später. Er hätte nämlich umsonst gearbeitet, wenn bei der Funktionsprüfung unter Spannung nicht reperable Schäden festgestellt werden. Der Laie, der nicht bei eingeschaltetem Gerät arbeiten möchte (darf!), wird alle mechanischen Defekte beheben, bevor er den Spezialisten hinzuzieht.
Ersatz der Folienkondensatoren
Die ausgebauten Kondensatoren werden in einem Plastikbeutel
(s. Bild rechts) später im Gehäuse aufgehoben. Eine andere
Bauform, etwas besser aussehend (s. Bild liks), wird stichprobenweise
gemessen und für sehr gut befunden. Diese Kondensatoren werden zunächst
belassen und später, nach dem Einschalten nochmals geprüft (Vermerk
auf der Liste). Der Ersatz von 11 Kondensatoren erwies sich als langwierig,
die Röhrensockel liegen tief im Gestrüpp verborgen. An anderer
Stelle wurde festgehalten, dass der Austausch von Bauteilen mit sorgfältiger
Dokumentation begleitet werden muss, um nicht die Übersicht zu verlieren.
Denn nichts dauert länger, als das Aufspüren selbstgemachter
Fehler. Bei komplexen Geräten der Oberklasse habe ich mir die von
Ernst Erb (Radiomuseum.org) empfohlene Methode zu Eigen gemacht:
Ich sichere die Arbeiten mit der Kamera, wegen der relativ großen
Anzeigeeinheiten kleiner Kameras ist die Kontrolle auch offline, (also
ohne den PC) möglich.
Zwischenbilanz: 7 Stunden sind vergangen (der
Formierungsprozess wird nicht gezählt). Wegen des guten Zustandes
des Gerätes steht das Anlegen der Netzspannung nun unmittelbar bevor.
Vorsichtshalber werden die Netzelkos formiert, das Gerät
war mindestens einige Jahre nicht in Betrieb. Dazu
wird eine einfache Methode verwendet, siehe auch im Bild rechts: An Stelle
der Netzsicherung wird eine Prüflampe (220/260 Volt - 5/7 Watt)
vorgeschaltet, der Glühfaden hat bereits im kalten Zustand einen Widerstand
von 1KOhm. Die Gleichspannung stieg hier während der Formierung (einige
Stunden) von anfangs 7 Volt auf 12 Volt. Man kann dann eine zweite
Lampe parallel schalten und den Vorgang noch etwas fortsetzen. Es ist kein
Fehler, über 10 oder mehr Stunden zu formieren
Jetzt
wird's ernst:
Für den erstem Einschaltvorgang wird an den +Ausgang
des Gleichrichters ein Voltmeter angeklemmt und ein analoges (also mit
Zeiger) Amperemeter zwischengeschaltet. So kann der Verlauf der Aufheizphase
beobachtet werden
(Eischaltstromstoß, Leerlaufspannung, Leckstrom
der Netzelkos und schließlich die Sollwerte von Strom und Spannung).
Für die Messung des Stromes wird ein Drehspulinstrument benutzt, um
den kuzen Stromstoß beim Einschalten besser verfolgen zu können.
Die Änderung der Spannung erfolgt langsamer, hier reicht ein digitales
Instrument aus.
Außerdem werden zwei 5Ohm- Lautsprecher angeschlossen,
weil auch das was man hört oder nicht hört, wichtig ist.
Eine Hand bleibt am Schalter der Steckdosenleiste.
Wer den Einschaltvorgang ohne Lautsrecher durchführt,
sollte den Lautstärkersteller auf Null stellen (Linksanschlag).
Und jetzt wird's spannend, denn wir haben (nach
8 Stunden!) endlich ein Problem! Erwartungsgemäß können
wir den Einschaltstromstoß zum Aufladen der Siebelkos verfolgen,
aber der Zeiger will nicht zurückkehren, es gefällt ihm oberhalb
des Messbereiches von 150mA besser. Der Finger an der Steckdosenleiste
krümmt sich. Es kann viele Ursachen geben, bis hin zu einem defekten
Ausgangstrafo. Eine defekte Endröhre wäre schön, ein defekter
Siebelko überbrückbar und ein defekter Gleichrichter reparierbar.
Den Ausgangstrafo können wir einfach durch vergleichende Messung bei
gezogenen Endröhren, aber
unplugged, untersuchen. Denn es ist
ziemlich unwahrscheinlich, dass beide Trafos gestorben sind. Die Ausgangstrafos
und der Selen- Gleichrichter sind schnell geprüft und zum Glück
in Ordnung. Nun pirscht man sich vorsichtig mit Vorschaltlampen, die jetzt
an den +Pol des Gleichricherst angeklemmt werden, an die volle Anodenspannung
heran, und siehe da, es klappt. der Nf- Verstärker reagiert auf beiden
Kanälen, aber der Hf- Teil bleibt vollständig stumm. Das deutet
auf ein einfaches Problem hin. Eine neue EM84 wird eingesetzt, um den Hf-
Teil besser beobachten zu können. Nun kommt folgendes Störgefühl
auf: Man vertraut auf den Zettel des Verkäufers (s. ganz oben),
also sucht man auch nach einem selbst verursachten Fehler. Zwei typische
Probleme wären: a) Man gat beim Hantieren, beim Austausch der Kondensaturen
zwei sich berührende Drähte oder Lötstellen hinterlassen,
oder b) Man hat Röhren nach deren Reinigung falsch eingesetzt. Diese
beiden Felder müssen vor allem bei Geräten mit unbekannter Vergangenheit
untersucht werden, denn das passiert vor allem dann, wenn ein Vorbesitzer
in bester Absicht, das Gerät vor der Übergabe sauber machen möchte.
Auf beide Dinge hat der Restaurateur hier peinlich geachtet, aber es ist
doch passiert. Bei immerhin 14 Röhren findet sich die ECH81 am falschen
Platz. Nach Korrektur verhält sich das Gerät wie ganz oben auf
dem Zettel beschrieben (es wurde jetzt im AM- Betrieb eingeschaltet,
weil dieser ja funktionieren sollte): Beide Nf- Kanäle gut in
Form, AM- Empfang hervorragend, UKW tot. Jetzt fällt auch auf, dass
im UKW- Betrieb der Anodenstrom deutlich ansteigt, auch bei gezogenen EC92
im UKW- Tuner. Und es scheint auch aus dem UKW- Kästchen heraus zu
riechen. Auch diese vermutlich einfach zu behebende Störung ist häufig
und daher auch im Buch beschrieben. Aber das UKW- Kästchen muss geöffnet
werden und das kostet Zeit, die Schrauben sind zum Teil schwer zugänglich.
Das UKW- Kästchen öffnet man nur, wenn man dort nach Störungsursachen
sucht oder bei sehr starker Verschmutzung des Chassis, weil Schmutzschichten
auf den Bauteilen im Tuner auch für Störungen verantwortlich
sein können.
Zwischenbilanz nach 10 Stunden: UKW
tot, der Gleichrichter liefert eine um 10% zu niedrige Spannung. Das ist
leider normal und wird sehr viel später behoben. Denn eine etwas zu
niedrige Anodenspannung schadet nicht, solange das Gerät zur Fehlerbeseitigung
eingeschaltet bleibt. Erst für den abschließenden Dauertest
werden Spannungen und Ströme auf den Nennwert eingestellt und auch
nochmals im Detail gemessen. Ebenfalls leider normal ist der Umstand, dass
die Heizspannung bei etwas mehr als 7 Volt liegt, weil der Spannungswähler
nur auf 220 Volt einstellbar ist. Die Röhren sind robust, man könnte
alle Spannungen so belassen, die Netzspannungen waren in den 50er Jahren
keineswegs so konstant wie heute, doch dazu später.
Wo bleibt der UKW- Empfang? Wir suchen schon mal
nach dem Widerstand, über den die Röhren im UKW- Kästchen
mit der Anodenspannung versorgt werden. Laut Schaltplan ist das der mit
3,3KOhm / 1Watt, siehe in den Bildern rechts und links. Er sitzt unter
dem UKW- Kästchen im Chassis und zeigt sichtbare Spuren eines überhöhten
Stromes, aber er lebt noch.. Nun erwartet man am oberen Ende des Widerstandes
irgendwo im UKW-Kästchen eine Kurzschluss, einen defekten Kondensator.
Den Kurzschluss gibt es auch, aber nur bei eingeschalteter Spannung (das
kommt vor). Der Verdacht liegt beim Durchführungskondensator (s.
im Bild rechts).
Aber das UKW- Kästchen will die Abschirmhaube nicht hergeben. Drei
Schrauben sind kaum zugänglich, eine Folge des engen Aufbaues im Verbund
mit dem Stationsselektor. Als es dann doch gelingt, entdeckt man auf der
Rückseite der Haube Spuren früherer verzweifelter Kämpfe.
Der Durchführungskondensator zeigt keine mechanischen Schäden,
aber er ist es und muss raus, er ist im Chassis eingelötet.
Dukos
mit der erforderlichen Nennspannung gibt es nicht bei jedem Elektronikhändler,
man kann auch auf diesen Luxus verzichten und die Spannungszuführung
mit einem normalen Kondensator abblocken. Gut, wenn man im eigenen Lager
fündig wird (s. Bild links). Nun steht noch der Widerstand
3,3KOhm/1Watt auf dem Einkaufszettel.
Der neue ins Bodenblech des UKW- Kästchens eingelötete
Durchführungskondensator reichte nicht, eine neue EC92 musste es auch
noch sein. Und nun geht's auch im UKW- Bereich, für den Anfang gar
nicht mal schlecht. Fertig? Die Arbeit fängt doch jetzt erst an, aber
mit Musik. Bei einem 08/15 - Gerät würde man dem Selengleichrichter
evtl. mit einer Si- Diode auf die Sprünge helfen (ginge aber auch
ohne) und wäre fertig. Nicht so bei einem Gerät der Spitzenklasse.
Bevor es dann Später an das Messen der einzelnen Ströme und Spannungen
an den Röhren geht, suchen wir schon mal durch Tausch mit Referenzröhren
grob nach schwachen Röhren, dabei wird eine gute ELL80 durch ein noch
besseres (nagelneues) Exemplar ersetzt. Wenn im UKW- Kästchen
keine weiteren Auffälligkeiten entdeckt werden, wird die Abschirmhaube
wieder aufgesetzt, nur so macht eine spätere genaue Prüfung bzw.
Einstellung der UKW- Frequenzen Sinn (aber nicht vergessen alle Bauteile
vom Schmutz zu reinigen, falls vorhanden). Und das Foto sollte zu den
Akten gelegt werden, es könnte hilfreich sein, wenn später durch
die Löcher im Kästchen hindurch eingestellt (nachgeglichen)
werden
muss.
Die bisher gemessenen Werte der Spannungsversorgung sehen
durchaus brauchbar aus: Anodengleichspannung um etwas mehr als 10% reduziert,
Gesamtstromaufnahme fast 20% weniger als im Stromlaufplan angegeben, Heizspannung
fast um ein Volt überhöht. Das hört sich schlecht an, ist
aber als relativ gut zu bewerten. Der Leckstrom der Siebelkos hat sich
weiter verbessert, er beträgt jetzt 15mA, bei 2x 100uF (wird sich
später weiter bis 10mA verbessern). Alle Messungen sind ein erster
Wurf, sie müssen bei betriebswarmen Gerät verifiziert werden,
bevor evtl. Maßnahmen abgeleitet werden. Der Restaurateur verbringt
also auch einige Zeit am Schreibtisch, wenn die Messergebnisse mit den
errechneten Werten verglichen und alternative Messaufbauten vorbereitet
werden.
Der Einkaufszettel für Bürklin ist fertig,
für das Aufpäppeln der Stromversorgung stehen mehrere Möglichkeiten
zur Diskussion bzw. sollen getestet werden. Zwangspause für einige
Tage nach den ersten
13 Stunden.
Auf geht's: Auch die Kontrollmessung mit dem Oszilloskop
bestätigt eine Heizspannung direkt am Trafo von 7,2 Volt - das wollen
wir diesem guten Stück für den Dauerbetrieb nicht antun. Ein
Vorwiderstand muss her. Vorher müssen unbedingt die beiden gestorbenen
Skalenlampen ersetzt werden, die immerhin je 0,3 A verpulvern. Wenn nach
Ersatz einer Selenbrücke durch Si- Dioden überflüssige Spannung
vernichtet werden muss, können die dafür erforderlichen Widerstände
überschlägig berechnet werden. Es wurde jedoch empfohlen, diese
Lösung vor dem endgültigen Einbau im fliegenden Aufbau zu testen,
zu verifizieren. Diese Empfehlung gilt nicht für die hier beschriebene
Korrektur der Heizspannung. Immerhin sind im Hauptheizkreis mehr als 4
Ampère unterwegs, die Verbindungskabel in einem fliegenden Aufbau
könnten schon den erwarteten Spannungsverlust herbeiführen. Wir
bauen den errechneten Widerstandswert ein und werden punktgenau landen,
wenn wir richtig gerechnet haben. Aber wo und wie einbauen, immerhin werden
3 Watt in Wärme umgesetzt. Die Wärmeverteilung, die wir ohnehin
noch unter
die Lupe nehmen wollen (s. Hinweis weiter oben) ergibt sich wie
folgt: Die aufgenommene Leistung von insgesamt 90 Watt wird zu jeweils
einem Drittel in den Heizkreisen und in den Anodenkreisen verbraten, diese
Wärme wird überwiegend von den Glaskolben der Röhren abgegeben.
Das letzte Drittel wird vom Netztrafo und dem Selengleichrichter auch direkt
an das Chassis abgegeben. Wir verzichten daher auf den Einbau eines Widerstandes
für Chassismontage, weil in unmittelbarer Nähe des Netztrafos
(kurze
Leitungslängen!) das Chassis nicht gerade kühl sein wird.
Schließlich hat man den Selengleichrichter trotz des Nachteils von
langen Leitungen, die zur Vermeidung von Netzbrumm ganz oben über
der Skala verlegt wurden (daher hier fast 1 Meter Leitungslänge),
auf der anderen Seite des Chassis angebracht. Wir wählen daher die
im Bild rechts gezeigte Lösung, durch Parallelschaltung zweier Widerstände
wird eine für die Wärmeabgabe wirksame Oberfläche von 20cm²
erreicht. Die Heizspannung wird auf 6,4 Volt eingestellt. Die Spannung
im zweiten Heizkreis wird ebenfalls auf diese Weise korrigiert. Bevor man
sich zu solchen Spannungskorrekturen entschließt, kontrolliert man
zweckmäßigerweise auch die Netzspannung.
Auch bei einer Netzspannung von 220 Volt hätten
die Heizspannungen einen Wert >6,3 Volt. Man hat damit vermieden, dass
die Röhrenheizung bei den früher üblichen Schwankungen der
Netzspannungen unterversorgt werden. Die Angabe der Heizspannung auf eine
Dezimalstelle genau hat historische Gründe.
Wir
heizen. Die Anodenspannung wurde für die Arbeiten an den Heizkreisen
am +Pol des Gleichrichers unterbrochen, sie wird nun wieder aktiviert.
Eine eventuelle Korrektur der Anodenspannung wird auf später verschoben,
liegt sie doch immerhin im Grünen Bereich. Nur die Aufteilung der
Anodenströme weicht hier etwas von den Angaben im Schaltbild ab. Das
riecht nach Kleinarbeit, auch am Schreibtisch. Man muss aber nicht übertreiben.
Schließlich zeigen die Spannungen und Ströme auch in den verschiedenen
Bereichen (FM, AM und TA) unterschiedliche Werte und auch eine neue
Röhre hat(te) nicht immer 100%. Alle weiteren Messungen werden nun
im betriebswarmen Zustand, d.h. nach mindestens 20 min Einschaltzeit, durchgeführt.
Das Zeigerinstrument am Gleichrichterausgang bleibt dabei an Ort und Stelle,
um eventuelle Schwankungen feststellen zu können. Vor allem wenn Fremdgeräusche
wahrgenommen werden, muss das Instrument beobachtet werden. Bezüglich
der Ströme hilft ein Druckfehler in einem Schaltplan, zuletzt wird
noch der Endstufe auf den Sinus gefühlt. Das Ergebnis kann sich sehen
lassen, nach Vollaussteuerung setzen Begrenzung und Übernahmeverzerrungen
gleichzeitig ein. Das Bild zeigt jeweils beide Kanäle. Vorab kann
schon mal verraten werden, dass der Klang schon mit den Werkstattlautsprechern
gewaltig ist.
Ebenfalls in betriebswarmen Zustand wiederholt wird die
Prüfung aller Röhren, bei zwei weiteren Röhren können
die Werte durch Tausch nochmals verbessert werden.
Eine Korrektur der Anodenspannung wurde zurückgestellt,
mit zwei zusätzlichen Si- Dioden über den Brückenstrecken
des Gleichrichters erreichen wir jetzt die Nennspannung punktgenau. Ebenfalls
offen ist noch eine eventuelle Korrektur des zweiten Heizkreises, die Bauteile
fehlen noch.
Die Kleinigkeiten gegen Ende des Unterfangens
sollten nicht unterschätzt werden. Die vier kleinen Skalenlampen mit
Bajonettsockel werden sämtlich gegen neue Exemplare getauscht, der
rote Faden des Wunschklangregisters wird eingefädelt und fixiert,
die Tasten werden nochmals mit Wattestäbchen nachbehandelt, usw....
Die verschiedenen Skalenantriebe wurden bereits in der
ersten Phase geprüft, gereinigt, usw... Es ist aber dringend zu empfehlen,
jetzt vor den Einbau der Skala dies nochmals zu tun, denn am Anfang konnten
wir ja noch keine Sender einstellen - und das führt erfahrungsgemäß
dazu, das man jetzt doch etwas sensibler prüft und noch einige Kleinigkeiten
findet. Hier zeigt sich, dass bei der Senderwahl per Hand (rechte UKW-Taste)
ein Schlupf auftritt. Dies ist der meistbenutzte Antrieb, bei den 4 Stationstasten
wird der Sender nur ab und zu neu eingestellt. Das Bild rechts zeigt die
Mechanik des Stationsselektors, der bei Grundig von den späten 50ern
bis in die 60er Jahre verwendet wurde. Ganz unten im Bild erkennt man die
Kette, die mit dem Senderwahlknopf angetrieben wird und die Sender in allen
Wellenbereichen einstellt. Die fünf verschiedenen Antriebe für
die UKW- Sender werden durch Kupplungen ausgewählt, mit dem entsprechenden
Gewinde (G) wird dann der Schlitten (s. Kennzeichnung) vor und zurück
bewegt. Die Gewinde wurden gereinigt und geschmiert.
Das Bild links zeigt eine der fünf Kupplungen des
Stationsselektors, die aber (s. Bild rechts) mehr oder weniger unzugänglich
sind. Nur die Kupplung für die zu beanstandende freie Senderwahl ist
hier überhaupt sichtbar und etwas zugänglich. Man erkennt die
Gummischeibe der Kupplung (K), die gereinigt und etwas aufgerauht wurde.
Über die Zahnräder (Z) wird das aufgewickelte Drahtseil (S) bewegt,
das schließlich die 5 UKW- Zeiger positioniert. Die Bilder zeigen,
dass auch diese Arbeiten einige Zeit erfordern. Wer sich in der Welt der
Mechanik besser aufgehoben fühlt als in der Elektrotechnik, findet
hier Erfüllung.
Der
Zusammenbau ist die vorletzte Phase des Projektes. Der Aufwand lag
bis jetzt bei ca. 25 - 30 Stunden. Es gibt jedoch bezüglich
der Gründlichkeit mit der die einzelnen Maßnahmen durchgeführt
werden, einen Spielraum. Der Verfasser neigt zum obere Ende der Skala.
Nicht berücksichtigt wurden die Zeiten für die Dokumentation,
für die Beschaffung erforderlicher Teile und das Studium von Unterlagen.
Auch die jetzt noch folgende Phase, der Dauerbetrieb (mit weiterer Kontrolle
der Strom- und Spannungswerte) mit den passenden Lautsprecherboxen,
wurde
nicht berücksichtigt. GRUNDIG betonte,
dass die Auswahl der Boxen unkritisch ist. Hauptsache ungefähr 5 Ohm.
Das ließ sich bei der Erprobung mit unterschiedlichen Boxen bestätigen.
Die Skizze rechts zeigt die Vedrahtung der GRUNDIG
Box. Für den Lautsprecheranschluss stehen auch für den Test vorgesehene
Ausgänge für Bananenstecker zur Verfügung. Die für
die GRUNDIG - Boxen geeigneten Spezialbuchsen haben genügen Löcher,
so dass zusätzlich (ohne Spuren zu hinterlassen rückbaubar!)
Lüsterklemmen angebaut werden konnten.
Abschließender Test
über mehrere Stunden
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